Freiwillige betreut demente Frau
Hans Peter Hug hat seine an Demenz erkrankte Frau jahrelang daheim begleitet. Möglich war dies dank der Unterstützung durch eine freiwillige Wegbegleiterin.
Als seine Ehefrau 2014 an einer demenziellen Entwicklung erkrankt, steht Hans Peter Hug noch aktiv im Berufsleben. Mit der emotionalen Belastung kommt er zurecht. Er fühlt sich getragen, kann Ja sagen zu dem, was ist. Was ihm nebst anderem zu schaffen macht: dass er bald nie mehr längere Zeit von daheim wegbleiben kann.
Angebot der Kirchen
Hug geht in Pension, möchte jedoch einzelne Mandate wie das Präsidium des St. Gallischen Hilfsvereins oder den Stiftungsrat der Stiftung Heimstätten Wil weiterpflegen. «Für die Zeiten, in denen ich nicht da wäre, wünschte ich mir für meine Frau eine Vertrauensperson.» Er stösst auf die ökumenische Wegbegleitungsgruppe der Reformierten Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil. Ein erster Kontakt mit einer der Freiwilligen fühlt sich für beide Seiten gut an, und Hugs Frau hat von nun an regelmässig jemand Dritten an ihrer Seite, mit der sie spazieren gehen, Musik hören oder kochen kann. Das gemeinnützige Engagement der Wegbegleiterin hat Hug imponiert. Einen grossen Teil seines Erwachsenenlebens habe er beim Wort «Kirche» primär ans Steuernzahlen gedacht. Aber mit zunehmendem Alter merke man, dass man ein Teil vom Ganzen sei. Man werde offener für Angebote, und man frage sich auch, wo man selbst einen Beitrag leisten könne.
Selbst Beitrag leisten
Wenn es sich ergebe, berate er heute manchmal Leute, die in der gleichen Situation seien wie er selbst vor zehn Jahren. Seine Frau lebt inzwischen in einer Betreuungs- und Pflegeeinrichtung, wo er sie täglich besucht, und immer wieder neu erspürt, wie Emotionen anklingen können, wie ein gemeinsamer Austausch zu einem Miteinander möglich wird. Hug selbst hätte sich damals eine Art Coach gewünscht, eine Case Managerin, die alle paar Monate das Gespräch gesucht und Fragen geklärt hätte. «In der Gemeinde sind Angebote vorhanden, aber man muss sich diese zusammensuchen, und dazu fehlt Betroffenen oft die Kraft.» Wenn wirklich ein politischer Wille da sei, dass sich Menschen möglichst lange im bekannten Umfeld bewegen könnten, brauche es entsprechende Unterstützungsangebote, nicht nur von der Kirche. Der 70-Jährige ist entschlossen, seinen Beitrag zu leisten. Bereits hat er Kontakt mit dem Gemeindepräsidenten und mit katholischen und evangelischen Pfarrpersonen aus dem Dorf aufgenommen. Als Erstes wünscht er eine Auslegeordnung der bestehenden Angebote. «Weitere Schritte sind entsprechend vorzusehen. Ich bleibe dran.»
Text: Julia Sutter, Bild: Jana Birchmeier